Fotografin des Monats - Maria Joao Arcanjo

 

Maria Joao Arcanjo , wie sie sich selber sieht. Die kleine Katze ihrer Tochter "musste mit ins Bild, damit es nicht ganz so nach Hexe aussieht"  

 

Jenseits in Afrika: Maria  Joao Arcanjo

"Die Fotografie hat mich ganz in ihren Bann gezogen", sagt Maria Joao Arcanjo, unsere "Fotografin der Woche". "Ich nehme fast täglich meine Kamera und suche nach Bildern. Ich tue dies so häufig und mit ebenso viel Aufmerksamkeit wie ein Alkoholiker, der nach einer Bar sucht!. Fotografie beherrscht mein Denken und Fühlen bei Tag und Nacht!" Maria Joao Arcanjo lebt heute in Lissabon/Portugal und fotografiert bereits seit mehr als 40 Jahren.

 
"Es war 1969 und ich war etwa 19 Jahre alt, als mein Vater von einer seiner Reisen aus Japan eine Canon F1 mit nach Hause brachte." Zuhause - das war die Stadt Beira in Mozambique, der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Im dortigen Kulturzentrum durfte sie auch die Dunkelkammer benutzen; "und so begann dann meine Ausbildung. Es war das übliche, 'trial und error'. Man lernt eben nur durch Fehler."
Doch diese kreative Phase des Lernens dauerte nicht sehr lange und das Leben führte Maria in eine andere Himmelsrichtung.  "Viele Jahre war ich eine passive Liebhaberin der Fotografie. Ich studierte die Arbeiten anderer Fotografen . Aber mein Interesse an dem Medium war nach wie vor unverändert. Erst seit einiger Zeit wieder widme ich mich mit meiner ganzen Kraft und Leidenschaft der Fotografie.
 
Maria Joao Arcanjo ist Lehrerin von Beruf und sie hat auch nicht vor, ins professionelle Fotografenlager zu wechseln: "Dies wäre mit so vielen Konzessionen und Einschränkungen verbunden, die ich nicht in Kauf nehmen will". Dennoch fühlt sie als Profi "mit der Ausnahme, dass ich damit nicht meinen Lebensunterhalt verdiene".  Aber dafür kann ich mich dabei frei entfalten und ausdrücken. "Ich mache eine Menge Street-Photography, denn Menschen stehen bei mir immer im Mittelpunkt. Ganz besonders ziehen mich die einfachen Leute an. Kaum etwas interessiert mich mehr als die menschliche Natur. Die Bilder, die bei diesen Begegnungen entstehen, sind nur ein kleiner Aspekt der bei diesen Treffen empfundenen Emotionen." 
 
 

Ihr bisher wichtigstes Fotoprojekt war eine Reise nach Mozambique 2009. "Dort habe ich ein privates Projekt begonnen, das ich in diesem Jahr fortsetzen und auf die Kap Verden und Sao Tomé ausweiten werde." Zu ihren faszinierendsten Arbeiten aber zählt für mich ihre umfassende Serie "Der Rote Stuhl". In der sie diesen einfachen Stuhl in alltägliche und weniger alltägliche Szenen einbaut. "Dieser Rote Stuhl stellt gleichzeitig mich selbst dar, als Mittelpunkt und Objekt des Betrachters, wie auch als Betrachter des Betrachters selbst", beschreibt die Fotografin. 

Natürlich würde sich Maria über eine Buchveröffentlichung Ihrer Arbeiten freuen. "Bis dahin werde ich aber meiner Leidenschaft folgen und diese emitionalen Momente im Leben dieser Menschen suchen, die meinen Weg kreuzen."

Christian Fürst, 2. März 20011