Suche

 
Über die Heide
Über die Heide hallet mein Schritt;
Dumpf aus der Erde
wandert es mit.
Herbst ist gekommen,
Frühling ist weit -
Gab es denn einmal selige Zeit?
Brauende Nebel geistern umher;
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.
Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe - wie flog es vorbei!
 
Theodor Storm 
_______________
 

Auf der Lüneburger Heide
 
Auf der Lüneburger Heide,
In dem wunderschönen Land
Ging ich auf und ging ich unter,
Allerlei am Weg ich fand;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
 
Brüder, laßt die Gläser klingen,
Denn der Muskatellerwein
Wird vom langen Stehen sauer,
Ausgetrunken muß er sein;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
 
Und die Bracken und die bellen,
Und die Büchse und die knallt,
Rote Hirsche woll'n wir jagen
In dem grünen, grünen Wald;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
 
Ei du Hübsche, ei du Feine,
Ei du Bild, wie Milch und Blut,
Uns're Herzen woll'n wir tauschen,
Denn du glaubst nicht, wie das tut;
Valleri, vallera,
Und juchheirassa,
Bester Schatz, bester Schatz,
Denn du weißt es weißt es ja.
 
Hermann Löns
 
_______________
 
Das Haus in der Haide
 
Wie lauscht, vom Abendschein umzuckt,
Die strohgedeckte Hütte,
– Recht wie im Nest der Vogel duckt, –
Aus dunkler Föhren Mitte.
 
Am Fensterloche streckt das Haupt
Die weißgestirnte Stärke,
Bläst in den Abendduft und schnaubt
Und stößt an's Holzgewerke.
 
Seitab ein Gärtchen, dornumhegt,
Mit reinlichem Gelände,
Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt,
Aufrecht die Sonnenwende.
 
Und drinnen kniet ein stilles Kind,
Das scheint den Grund zu jäten,
Nun pflückt sie eine Lilie lind
Und wandelt längs den Beeten.
 
Am Horizonte Hirten, die
Im Heidekraut sich strecken,
Und mit des Aves Melodie
Träumende Lüfte wecken.
 
Und von der Tenne ab und an
Schallt es wie Hammerschläge,
Der Hobel rauscht, es fällt der Span,
Und langsam knarrt die Säge.
 
Da hebt der Abendstern gemach
Sich aus den Föhrenzweigen,
Und grade ob der Hütte Dach
Scheint er sich mild zu neigen.
 
Es ist ein Bild, wie still und heiß
Es alte Meister hegten,
Kunstvolle Mönche, und mit Fleiß
Es auf den Goldgrund legten.
 
Der Zimmermann – die Hirten gleich
Mit ihrem frommen Liede –
Die Jungfrau mit dem Lilienzweig –
Und rings der Gottesfriede.
 
Des Sternes wunderlich Geleucht
Aus zarten Wolkenfloren –
Ist etwa hier im Stall vielleicht
Christkindlein heut geboren?
 
Annette v. Droste-Hülshoff
 
________________
 
 
 

 
 
 
 

Heideblüte im Totengrund

Im Totengrund blüht die Heide

Mit Bildern von Andreas Pawlouschek und Christian Fürst

 

Blick auf den Totengrund (Bild AP)

https://youtu.be/GGcrdcmlCCo

Bilder von Christian Fürst