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CF - Selten gespielte Oper "Palestrina" in Hamburg (und München)
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| am 04.06.2011 |
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Palestrina: Der Konflikt zwischen Künstlerfreiheit und Kirche

Palestrina hat sich vom Chor der Geister alter Meisterkomponisten überzeugen lassen und in einer einzigen Nacht ein Meisterwerk komponiert
Die Aufführung von Hans Pfitzners "Palestrina" ist offenbar immer ein Wagnis. Die spätromantische, 1917 uraufgeführte Oper hinterlässt zwiespältige Gefühle. Schließlich hat Pfitzner in dem Dreiakter eigentlich gleich zwei Themen nebeneinandergestellt, die kaum miteinander verbunden sind. Da ist einmal der Konflikt um die absolute künstlerische Schaffensfreiheit des Renaissance-Komponisten Palestrina und daneben die sarkastische Abrechnung Pfitzners mit einer machthungrigen, rücksichtslosen und zerstrittenen Kirche am Ausgang des Mittelalters. Zusammengehalten werden beide Themen nur durch die zum Teil großartige, kraftvolle bis rauschhafte Musik Pfitzners, der sein muskialisches Vorbild Richard Wagner zu keinem Zeitpunkt verleugnet.
Heruasgekommen ist für mich in Hamburg trotz der eingebauten dramaturgischen Probleme eine absolut sehens- und hörenswerte Inszenierung, fesselnd bis zum Schluss. Dem Oberammergauer Regisseur und Passionsspiel-Spezialisten Christian Stückl sind besonders die großen Szenen im mittleren Akt gelungen, der die teils brutalen und gewalttätigen Auseinandersetzungen der heuchlerischen Kirchenfürsten auf einer Konzilsversammlung in Trient schildert.

Opfer der Inquisition werden vor die Versammlung der Kardinäle in Trient gebracht
Ab 14. Juli wird "Palestrina" dann an der Münchner Staatsoper zu sehen sein. Ebenfalls unter der musikalischen Leitung von Simone Young, die in drei Jahren mit dem gleichen Regisseur und Bühnenbildner auch Korngolds "Die Tote Stadt" auf die Hamburger Bühne bringen wird. Mit der Neuinszenierung von Palestrina in Hamburg hat Young sicher Mut zum Risiko bewiesen. Ob Publikum und Kritik diesen Mut goutieren werden?
Mehr Hintergrund zur Oper und viele Bilder aus der Generalprobe von "Palestrina" finden Sie hier
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