ELBJAZZ-Festival 2011

Publikumsansturm beim Zweiten Elbjazz-Festival in Hamburg

von Christian Fürst und Andreas Pawlouschek, nmms

 

Orkanartige Böen, dicke Wolken und gelegentlicher Regen - eigentlich Gift für jedes Open-Air-Konzert - konnten die Zuschauer nicht abschrecken. Und so wurde das zweite ELBJAZZ-Festival auf dem Gebiet des Hamburger Hafens am vergangenen  Freitag und Samstag in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. An beiden Festivaltagen kamen mit zusammen etwa 15 000 zahlenden Besuchern rund 50 Prozent mehr Jazzfans an die Elbe, als im ersten Festival-Jahr 2010. Und so waren praktisch alle Spielstätten - Jazz in allen Variationen gabs auf insgesamt zehn Bühnen im Hafengebiet - zu fast allen 50 Konzerten voll gepackt mit Fans, die sich mangels Sonne an den heißen Jazz-Rhythmen erwärmten. Andreas Pawlouschek und Christian Fürst waren an beiden Tagen dabei und haben spannende Momente optisch eingefangen.

 

Omar Rodrigues Calvo, spielt den Bass im Trio des Pianisten Martin Tingvall

 

Besonderen Beifall erhielt der Saxofonist Klaus Doldinger, der auf der Hauptbühne auf der Blohm&Voss-Werft im Konzert mit dem schwedischen Star-Posaunisten Nils Landgren nachträglich seinen 75. Geburtstag (12. Mai) musikalisch zelebrierte. "75 Jahre und kein bisschen leise" könnte man diese Vorstellung betiteln, bei der Passport-Gründer Doldinger geschliffenen Mainstream-Jazz vom Allerfeinsten bot. Mit von der Partie sein musikalischer Begleiter seit 55 Jahren: Der Pianist Ingfried Hoffmann, der in diesem Jahr 76 Jahre alt wird.

 75 Jahre Klaus Doldinger - 55 Jahre Jazzkarriere

Auch der leichte Dauerregen, der während Doldingers Konzert über dem Hamburger Hafen niederging, konnte die begeisterten Jazzfans nicht vertreiben

Alle Bilder von Doldinger copyright Christian Fürst 2011

 

Doldinger gehörte zu den "Großen Namen" auf diesem jungen Festival, das sich anschickt, weit über die Hamburger Grenzen hinaus bekannt zu werden. Unter den 53 Gruppen und Einzelkünstlern - von Azymuth bis Zanussi Five - fanden sich in diesem jahr auch zahlreiche junge und aufstrebende Musiker, die - wenig überraschend - weit überwiegend vorzüglichen Jazz boten. Die Bandbreite reichte dabei von Sänger Kurt Elling bis zum Gipsyswing-Gitarristen Wawau Adler, vom Saxofonisten Pee Wee Ellis bis zur Sängerin Maria Joao, vom West Coast Bassisten Charlie Haden bis zum Hamburger Trompeter Nils Wülker oder dem indischen Tabla-Spieler Tanmoy Bose.

 

Andreas Pawlouschek fotografierte Kurt Elling:

 

 

Als besonderer Publikumsmagnet entpuppte sich der österreichische Posaunist Paul Zauner (Bilder von CF) auf dem Werftgelände von Blohm und Voss, die zu den wichtigen Sponsoren des Festivals gehören. Zauner gab gleich drei Konzerte an zwei Tagen. Der aus Harlem/New York eingeflogene Percussionist Mansur Scott sorgte dabei ebenso für abwechslungsreiche Klangfarben, wie der großartige Gregory Porter, dessen kraftvoller Gesang vermutlich auch ohne Verstärkung auskommen kann. Mit Spannung erwartet wurde der West Coast-Bassist Charlie Haden mit seinem Saxofonisten Ernie Watts (Bilder von AP). Hadens Auftritt in der großen, alten Maschinenhalle von B&V litt leider unter der schlechten Verstärkeranlage. Dennoch war die Einführung dieser großen Halle mit bis zu 1500 Sitz- und Stehplätzen angesichts des unsicheren Wetters ein absoluter Gewinn für ELBJAZZ II. Hier feierte auch die NDR-Bigband die erfolgreiche Premiere ihrer "Hafensinfonie".

 

Charlie Haden gehört nach wie vor zu den "ganz Großen" im Jazz, auch wenn er in seinem Konzert bei ELBJAZZ II etwas blass blieb. Bilder von AP:

 

 

Doch nicht nur die "Großen" konnten die Tausende Jazzfans begeistern. Christian Fürst fotografierte unter anderen die Posaunisten Nils Landgren und Paul Zauner. Sehr oft waren es die jungen Musiker und Gruppen, die mit ideenreichem Spiel und technischer Perfektion das Publikum fesselten. Oft standen sie auf den kleineren Bühnen, wie etwa im Hafenmuseum oder dem Theater auf der Kehrwiederspitz. Spannend auch die "Bühnen" auf den Schiffen MS Bleichen und MS Stubnitz.

 

 

Hier der junge Schweizer Pianist Colin Vallon mit seinem beeindruckenden Trio

 

Insgesamt traten an den zwei Festivaltagen mehr als 600 Musiker aus aller Welt in Hamburg auf. Natürlich war es unmöglich, sie alle als Jazzfan zu sehen und zu hören, auch wenn die Veranstalter in diesem Jahr die Frequenz der (kostenlosen) Barkassen-Shuttles deutlich erhöhten und in Erwartung des wachsenden Interesses zum Teil größere Schiffe im Pendelverkehr zwischen den einzelnen Bühnen einsetzten. Rund 700 Mal schipperten die Barkassen und Fähren nach Angaben des Unternehmens an den beiden Festivaltagen hin und her. Wer da sein rund 60 Euro teures Zwei-Tage-Ticket voll ausnutzen wollte, musste gut vorbereitet sein.

 

 

Nicht ganz unerwartet versuchte das Hamburger Schmuddelwetter wieder einmal, den Fans den Spaß an dem Festival zu verderben. Die aber ließen sich von Wind und leichtem Regen nicht abhalten. Spannten, wenn nötig, die Schirme auf und hielten ganz einfach ein Nickerchen, wenn sich der Abend dann doch etwas in die Länge zog. Dass die Zuhörer kräftigen Hunger und Durst mitgebracht hatten bewiesen die endlos scheinenden Schlangen vor den Würstchen, Pizza, Flammkuchen oder Crepes-Buden.

 Auch Sturmböen und Regen konnten Tausende Jazzfans aus ganz Deutschland nicht stoppen. Selbst die Kleinen jazzten schon mit

 

Dazu Impressionen von Christian Fürst:

 

Ein wenig trüb sah es gelegentlich schon aus an diesem überwiegend grauen Jazz-Wochenende im Hamburger Hafen

 

 "Leinen Los" für das zweite ELBJAZZ-Festival im Hamburger Hafen 

 

 copyright Christian Fürst und Andreas Pawlouschek, 2011

                                                                                                       Hier gehts zum Vorbericht zum Elbjazz 2011-Festival